Die kürzlich veröffentlichte Shell-Jugendstudie lässt mich aufschrecken, denn sie offenbart, dass sich längst nicht alle jungen Menschen in unsere Gesellschaft integriert fühlen und optimistisch in die Zukunft blicken. Als Freiem Demokraten gibt mir dies zu denken. Denn unsere liberale und weltoffene Bürgergesellschaft lebt davon, dass alle Menschen – also auch die jungen – die Werte unserer Demokratie mit Leben füllen. Dies gelingt jedoch nur, wenn sie sich als Teil unserer Wertegemeinschaft begreifen.
Bereits zum 18. Mal hat die Shell-Jugendstudie in diesem Jahr untersucht, wie die Generation der 12- bis 25-Jährigen in Deutschland aufwächst. Im Fokus standen dabei verschiedene Faktoren, die Einfluss auf die Jugendlichen nehmen. So werden neben der Rolle von Familie, Freunden, Schule, Beruf und Freizeit auch die Herausforderungen der Digitalisierung mit einbezogen. Darüber hinaus untersuchte die Studie, wie Jugendliche zu Politik, Gesellschaft und Religion stehen. Für die Studie wurden zwischen Januar und März dieses Jahres über 2.500 junge Menschen von der Hertie School of Governance befragt.
Gerade die Einstellung zur Politik ist es, die mir Sorgen bereitet. Zwar zeigen die Ergebnisse, dass sich das Interesse der Jugendlichen für Politik weiter stabilisiert hat und gerade im Vergleich zum letzten Jahrzehnt gestiegen ist. Dennoch geben auch heute nur 41 Prozent der Befragten an, politisch interessiert oder sogar sehr interessiert zu sein. Über die Hälfte ist es also nicht. Alarmierend ist insbesondere das Interesse unter denjenigen, die einen Hauptschulabschluss anstreben: Hier bekundet nur jeder vierte Befragte, an Politik interessiert zu sein. Vergleicht man dies mit Abiturientinnen und Abiturienten, so findet man unter diesen einen doppelt so hohen Anteil. Dieses Bildungsgefälle ist für mich nicht hinnehmbar! Es ist klarer Auftrag an unsere Bildungspolitik.
Besonders erschreckend ist, dass über die Hälfte der jungen Menschen der Auffassung ist, dass die Regierung der Bevölkerung die Wahrheit verschweigt. Nicht nur das Interesse an Politik ist somit niedrig, auch das Vertrauen in sie fehlt.
Wir müssen uns fragen: Was ist schief gelaufen? Woher kommt das fehlende Vertrauen der Jugend? Aus meiner Sicht ist klar, dass wir die Art, wie wir politische Bildung in Deutschland gestalten, zeitgemäß an die Zielgruppe und ihr Kommunikationsverhalten in der digitalen Welt anpassen müssen. Ich setze mich deshalb für ein Update in der politischen Bildung ein!
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