Von der Nachkriegszeit bis in die 1990er Jahre wurden Kinder zur „Gesundheitsverbesserung“ für mehrere Wochen verschickt. Ein Massenphänomen der Nachkriegszeit mit verheerenden Folgen.
Von der Nachkriegszeit bis in die 1990er Jahre wurden Kinder zur - wie es damals genannt wurde - „Gesundheitsverbesserung“ für mehrere Wochen in Kurheime verschickt. Für den Zeitraum von den 1940er Jahren bis in die 1980er Jahre kann von 8-12 Millionen Kindern ausgegangen werden.
Ein großer Teil dieser Kinder berichtet von den traumatisierenden Erfahrungen und Einschnitten, die bis heute ihre Spuren hinterlassen haben. Drakonische Strafen, Essenszwang, Beschimpfungen, Schläge und unter anderem auch sexualisierte Gewalt, all dem waren Kinder in vielen Verschickungsheimen schutzlos ausgesetzt. Auch wurden an Kindern, die an diesen ärztlich verschriebenen oder von Gesundheitsämtern empfohlenen Kuren teilgenommen haben, Medikamente getestet. Die Berichte sind herzzerreißend.
Die Träger dieser Heime waren unterschiedlich, von der AWO, dem Deutschen Roten Kreuz, konfessionellen Trägern bis hin zu Privatpersonen. Einige Träger haben bereits Studien zur Aufarbeitung durchgeführt, doch es benötigt mehr und wir müssen uns diesem Thema gesellschaftlich noch stärker widmen.
Bei uns in Niedersachsen unterstützt das Niedersächsische Landesarchiv (NLA) bei der Aufarbeitung der Schicksale von „Verschickungskindern“. Betroffene und Forscherinnen und Forscher können in die Akten des Archives kostenlos einsehen sowie schriftliche Anfragen und Suchaufträge stellen. Auch dies ist gebührenfrei.
Die Aufarbeitung dieses Kapitels der deutschen Geschichte ist für uns als Gesellschaft, aber vor allem auch für die Betroffenen wichtig. Dafür setze ich mich in einer fraktionsübergreifenden Initiative ein und nehme derzeit an Gesprächen zur möglichen Finanzierung für eine bundesweite Koordinierungsstelle teil.
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